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Interview: ACCEPT
Titel: Tradierte Bedeutsamkeit

Sie haben nicht nur den markanten Stilbegriff „Teutonic Heavy Metal“ in weltweiter Wahrnehmung geprägt, sondern die seit 1976 fortwährend aktive Band um Gitarrist und Mitbegründer Wolf Hoffmann lieferte so einige der bedeutendsten Klassiker des traditionellen Genres.

Und was dem 2021er Albumvorgänger „Too Mean To Die“ in den Ohren vieler Fans noch weitgehend fehlte, der neue, 17. Full-Length-Output „Humanoid“ hat es: Nämlich die ganz speziellen, typischen Qualitätsmerkmale, welche Accept in den 1980er Jahren auch global sagenhaft groß machten konnten. Damit steuert die Formation um Sänger Mark Tornillo nun wieder voll und ganz auf striktem Erfolgskurs.

Wie Wolf gut gelaunt und gewohnt souverän ausführt, widmeten sich Accept auf textlicher Ebene bekanntlich schon immer gerne brisanten, jeweilig aktuellen sozialkritischen Themen - ohne aber den Zeigefinger belehrend hoch zu halten.

Vielmehr geht es den Beteiligten darum, spannende Geschichten zu erzählen, die eben einen Realitätsbezug zu eindringlichen Kontexten innehaben.

„Das kann man aktuell insbesondere über den Song ‚Humanoid‘ sagen, welcher die fortschreitende Abhängigkeit der Gesellschaft von modernen Technologien behandelt. Wir haben auch ein ziemlich aufwändiges Musikvideo dazu kreiert, welches den Kontext mit seiner dystopischen Atmosphäre einfach perfekt unterstreicht.“

Mehr von dem belesenen Axeman dazu: „Die Nummer spielt ganz gezielt mit dem derzeit wirklich omnipräsenten Thema der Künstlichen Intelligenz, kurz KI. Auf eine doch eigentlich ziemlich seltsame Art und Weise sind wir allesamt auf der Erde in sehr bewegte und aufregende Zeiten eingetreten bzw. ja eher hineingeraten - die digitale Revolution hat enorme Auswirkungen, wahrscheinlich größer als alles, was die Menschheit jemals gesehen hat. Die industrielle Revolution war ja bereits gewaltig, aber das hier könnte noch sehr viel größer sein. Und wir stehen da erst am Anfang. Ich habe ehrlich gesagt schon ein wenig Bedenken, ja zuweilen sogar Angst, dass das Menschliche bei all dem verloren gehen und die Individualität beiseite geschoben werden könnte. Der Song ist daher alles in allem sehr eindringlich und provokant geworden!“

Dennoch ist „Humanoid“ kein Konzeptalbum, wie man vielleicht erwarten könnte, ergänzt Wolf. „Der Eröffnungstrack ‚Diving Into Sin‘, mit klassischer Heavy Metal-Lyrik, lässt einen zunächst mal mit seinem orientalisch angehauchten Intro und dem fast aggressiven Gesang von Mark sofort aufhorchen - ich denke, der ist optimal platziert für den Einstieg in das neue Album. In ‚Unbreakable‘ geht es sowohl um uns als Band selbst als auch um das starke Band zwischen uns und unseren großartigen Fans bei den Live-Shows. ‚Mind Games‘ hingegen zeigt einen merklichen Vintage-Touch á la ‚Metal Heart‘. ‚The Reckoning‘ weist biblische Reminiszenzen auf. ‚No One Gets Out Alive‘ scheint hingegen wie geschaffen zu sein für unsere zukünftige Konzerte: Das Lied besagt, dass, unabhängig von den Lebensumständen, egal ob reich, ob arm, ob berühmt oder nicht, der Tod das ist was letztlich alle einzigartig menschlich gleich macht. Es geht darin auch um das Gefühl des Unwohlseins, des Alterns, der Verletzung, der Enttäuschung. In ‚Frankenstein‘ gibt es die aufregende Neuinterpretation der weltberühmten Geschichte zu erleben und mit ‚Straight Up Jack‘ gibt es diesmal überraschend sogar ein typisches Trinklied, in welchem so einige Euphemismen für die Bestellung an der Bar verwendet werden - Bon Scott hätte dieser Song sicher gefallen. Unser Mark, dessen Spitzname ‚Analog Man‘ ist, wird wohl niemals ein Verfechter des digitalen Zeitalters werden - ihm haben wir das Wortspiel in ‚Southside Of Hell zu verdanken.“

Auch „Humanoid“ wurde klanglich von dem etablierten und geachteten Produzenten Andy Sneap in dessen Backstage Recording Studios Ltd. im britischen Derbyshire fertiggestellt, von wo auch schon die Sounds für Größen wie Judas Priest, Amon Amarth, Testament, Saxon etc. kamen und viel Lob einbringen konnten.

Wolf lobt die bewährte Zusammenarbeit:

„Andy ist langjähriger Accept-Fan durch und durch - er liebt und schätzt unsere Klassiker, daher weiß er genau, wie unsere Kompositionen am besten klingen. Er hat für uns wieder eine echt klasse Arbeit abgeliefert.“

Derzeit freuen sich Wolf und Accept neben dem Albumrelease an sich vor allem auch auf die Ende April beginnende Südamerika-Tour, die großen europäischen Sommerfestivals sowie auf die enorm umfangreiche Headline-Tour durch ganz Europa im Herbst, wo sie die neuen Songs live performen werden.

„Wir können es kaum erwarten, die Stücke des neuen Albums endlich vor begeistertem Publikum angemessen laut und spielfreudig zusammen zu zelebrieren - auch nach all den vielen Jahren unser Präsenz ist es immer wieder aufs Neue ein so großartiges und umfassend beglückendes Feeling, vor so treuen und enthusiastischen Fans aufspielen zu können!“

© Markus Eck, 04.04.2024

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