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Interview: BÜLENT CEYLAN
Titel: Maximal liebevoll

Viele werden sich bei der pfiffigen Präsenz und der hohen Eingängigkeit seiner Lieder fast wundern, dass ihm das nicht schon eher eingefallen ist - egal, nun (kick)startet der beliebte Mannheimer Comedian auch musikalisch voll durch!

Sein Debütalbum hat er programmatisch „Ich liebe Menschen“ betitelt, die quirlig schnaubende Power-Mixtur aus massiven NDH-Entladungen, clever eingebrachten Electro-Rock-Passagen und poppigerem Industrial kann nicht nur zuletzt mittels raffiniertester Produktionsvielfalt blitzschnell mitreißen. Seit einem Vierteljahrhundert Comedian, nun auch kerniger Mucker - geil, oder?

„Mega! Ich habe zwar schon immer Musik gemacht. Auch in meinem Comedy-Programm und bei ‚The Masked Singer‘ habe ich schon mitgemacht. Aber das ist jetzt noch mal was ganz anderes. Mein erstes Rock-Album und ab April geht es dann mit meiner Band auf Tour. Das ist wirklich aufregend und ich kann es noch gar nicht glauben, dass es jetzt losgeht.“

Liebe bedeutet für Bülent einfach alles, wie er putzmunter weiter ausführt.

„Sie macht das Leben ja aus und ist für mich eine Art Grundgefühl. Ohne Liebe geht es einfach nicht, finde ich. Ob es die Liebe zu den Eltern ist, die Liebe zu seinen Kindern, zu seinem Partner. Sie ist das Fundament für ein gemeinsames Leben. Deshalb ist es mir ja auch so wichtig den Leuten nahe zu bringen, wie wichtig die Nächstenliebe ist. Wir müssen wieder mehr aufeinander achten. Und mit Liebe ist das Leben auch viel einfacher.“

So überschwänglich pulsierende Songs wie „Yallah Hopp“ live angemessen zu repräsentieren wird sicher verdammt schweißtreibend - entsprechend befragt, ob er schon fleißig im Gym und Dance-Studio für seine anstehenden Stage-Performances trainiert, lässt den Aufgeweckten noch freudiger grinsen.

„Das stimmt, das ist in der Tat sehr schweißtreibend. Ich versuche regelmäßig Sport zu machen, gehe zur Physio, versuche mich gesund zu ernähren und ausreichend zu schlafen, damit ich für die Bühne fit bin. Und die Bühne an sich ist ja schon eine Art Sport. Bei den Musik-Shows wird das auf jeden Fall noch mal eine enorme Steigerung. Aber ich werde Gas geben und meine Band natürlich auch, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wir freuen uns schon mega darauf.“

Hölle, Alter, da hat der Meister der köstlich kecken Wortschöpfungen ja jetzt künftig auch mal die probat-effiziente Möglichkeit, live zwischen seinen eigenen Songs erheiternde Ceylan'sche Comedy-Einlagen zum Besten zu geben - und wir erfahren direkt:

„Ich denke schon. Den einen oder anderen Gag werde ich mit Sicherheit mal einfließen lassen. Die Leute kennen mich ja jetzt seit über 25 Jahren als Comedian. Und viele meiner Lieder sind ja auch mit einem Augenzwinkern versehen. Ich werde ganz bestimmt den einen oder anderen raushauen.“

Sein ganz eigener Bülent-Style: Ganz schön gekonnt ausgefuchst, clever ausgefeilt, funktional konzipiert, beeindruckend arrangiert, überlegt getextet, fantastisch produziert - wie würde er den Stil jemandem wohl kurz erklären, der ihn als komplett Unwissender auf einer Party dazu befragt?

Fragen über Fragen, denen auch hierzu liebenswerte Bescheidenheit folgt:

„Jetzt werde ich echt rot. Danke für das Kompliment, das haut mich jetzt ein bisschen um. Echt. [schnauft tief durch] Ja, wie erkläre ich den Bülent-Style? Das bin einfach ich. Im Herzen bin ich einfach ein Rocker und ich liebe Metal. Und genau diese Mischung gefällt mir und genau so ist meine Musik. Man muss sich das einfach anhören und dann erklärt sich das eigentlich von selbst.“

Es sind einige Knaller auf dem Album, auch in den balladesken Momenten - daher passend für viele Gelegenheiten, Momente, Anlässe usw. „Nächstenliebe - wie eben schon mal kurz angesprochen, das ist meine hauptsächliche Botschaft. Keiner von uns macht alles richtig, wir machen auch Fehler, und das dürfen wir auch. Wichtig ist aber einfach, dass man sich auch entschuldigen kann und sich seine Fehler eingesteht. Nur so ist ein gutes Miteinander möglich. Auch ich bin ein völlig normaler Mensch, der seine Schwächen hat. Und es sollte auch keine Rolle spielen, wie jemand aussieht. Egal ob dick, dünn, groß, klein, egal welche Hautfarbe oder welche Herkunft man hat. Wir sind a-l-l-e Menschen.“

„Nichts geht so ab, wie Heavy Metal-Love“, lautet eine Textpassage auf dem neuen Werk. Bülent erinnert sich zurück:

„Mit 16 fing das eigentlich bei mir an. Da habe ich mir die Haare lang wachsen lassen und es war die Rockmusik, die mir am meisten ins Blut ging. Crunch- und Rock-Discos waren mein Ding. Nirvana, Korn, Tool, Metallica oder auch Pearl Jam sind Bands, die mich schon immer irgendwie beeinflusst haben. Ich habe mir damals sogar mal einen Schottenrock gekauft. Meine Eltern haben das immer akzeptiert und nie etwas dagegen gesagt, weil sie auch gemerkt haben, dass mich diese Musik glücklich gemacht hat. Klar hat meine Mama auch mal gesagt, ich soll die Musik etwas leiser machen, wenn es mal wieder etwas zu laut wurde, aber auch nur wegen der Nachbarn. Für sie war das voll ok. Meine Eltern haben mich immer gelassen und ich durfte so sein wie ich bin. Ich wollte als Jugendlicher schon Rockstar werden. Jetzt geht endlich mein Jugendtraum in Erfüllung. Ich freue mich mit meiner Band auf Tour zu gehen und genieße jeden Moment. Und ich hoffe, dass die Leute das auch so empfinden. Die Leute wissen ja, dass Metal zu mir gehört. Die Musik ging mir schon immer ins Blut. Woher das kam, weiß ich nicht. Vielleicht hat der liebe Gott einfach gedacht: ‚So, Du bist jetzt Metaller.‘“

Metal ist ja ein ganzes, eigenes Universum mit zahllosen Substilistiken etc. - direkt gefragt, was er selbst am liebsten, am inniglichsten, am meisten hört bzw. welche Songs ihn immer wieder zum freudigen Flennen bringen, zum Abheben, zum Schreien, ist zu erfahren:

„Auf jeden Fall Titel wie ‚Black‘ oder ‚Alive‘ von Pearl Jam. Die gehen bei mir richtig ins Blut.“

Apropos, was sagt wohl die liebe Mama Hilde, seine Geschwister sowie der Rest seiner Family zu seinen eigenen Songs - nur zu gerne hätte der Verfasser all ihre Gesichter gesehen, kurz nachdem sie den Kopfhörer aufgesetzt haben … ob da partiell gar auch süß-salzige (Freuden/Rührungs-)Tränen flossen? Aber stolz auf Bülent werden sie alle bestimmt sein, denn das Album ist insgesamt einfach prima hörbar. 


„Ja, das war schon ein aufregender Moment, als ich meiner Familie die ersten Songs vorgespielt habe. Meiner Mama hat es gleich richtig gut gefallen und auch meine Frau, meine Kinder und meine Geschwister waren ganz aus dem Häuschen. Eigentlich hat es allen gefallen. Es gab in der Familie bisher keinen negativen Kommentar und ich muss sagen, da sind alle echt ehrlich. Sie würden mir das ganz ehrlich sagen, wenn es ihnen nicht gefallen würde. Das macht mich schon ein kleines bisschen stolz.“

Dann dreht sich der Dialog um den Song „Brüder“ mit Alea - wie entstand die Idee, wie erlebte Bülent die Zusammenarbeit und was möchte er final zum Ergebnis verlauten lassen?


„Die Zusammenarbeit mit Saltatio Mortis hat echt mega Spaß gemacht. Die Jungs produzieren in dem gleichen Studio, wo ich mein Album aufgenommen habe. So kamen wir auch ins Gespräch und dabei ist dann die Idee mit dem Duett entstanden. Ich bin so glücklich darüber, dass die Jungs das mit mir gemacht haben. Die sind echt d-e-r Hammer und seit vielen, vielen Jahren sehr erfolgreich. Wir hatten eine Menge Spaß im Studio und wer weiß, vielleicht singen wir den Song ja auch mal irgendwo gemeinsam auf der Bühne!?“

Für den Song „Anders gleich“ hingegen arbeite Bülent mit Peter Maffay zusammen - auch das hat er sehr genossen, wie voller Respekt und Wertschätzung offenbart wird. 


„Mit Peter Maffay gemeinsam zu singen, ist für mich eine wahnsinnig große Ehre und darauf bin ich auch sehr stolz. Ich stand mit ihm gemeinsam auf der Bühne, als ich den ‚Arktos‘ gesungen habe und da ist diese Idee auch entstanden. Peter ist ja auch ein echter Rocker und er hat gleich zu mir gesagt, der Song kann ruhig etwas härter sein. Und ich denke das Ergebnis kann sich hören lassen. Für mich bedeutet es wahnsinnig viel, dass ich mit ihm ein Duett singen durfte.“

© Markus Eck, 01.02.2024

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