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Interview: COBRA SPELL
Titel: Aufschrei der Rebellion

Einfach nur sensationell, was diese inbrünstigen Girls veranstalten! Vollmelodischer Sleaze Rock ist das Ding der Band, und Cobra Spell kommen dermaßen 80s-stark rüber, dass ihr sehnlichst erwartetes Debütalbum „666“ die Zeit seit damals sofort vergessen lässt.

Bandleaderin Sonia Anubis und ihre Mitstreiterinnen toben ihre Leidenschaften so herrlich aus, dass es Staunen macht, wie gut dieser Stil auch heute noch klingen kann.

Dass sie nicht nur im Songwriting und an der Leadgitarre ganz genau weiß, was sie will, offenbart Sonia im Gespräch zum neuen Werk.

„Es hat in der Tat eine Weile gedauert. Aber wir haben uns einfach die nötigen Zeit genommen, um dieses Album zu erstellen. Wir glauben, dass die besten Dinge erst mit der Zeit kommen - und nach dieser Prämisse gingen wir vor!“

Fünf eigensinnige und -willige, ebenso zielstrebige wie individuell denkende, junge Frauen in einer Band - momentan ist es jedenfalls gut um ein stabiles Line-up bestellt, kontert Sonia.

„Ich mag es nicht, Versprechungen zu machen, weil wir alle Individuen sind und uns mit der Zeit verändern. Veränderung ist normal und menschlich. Im Moment ist die aktuelle Formation fantastisch! Das beste hart arbeitende Team in der Geschichte von Cobra Spell, bis jetzt. Und ich hoffe, dass wir so lange wie möglich gemeinsam Träume wahr werden lassen können.“

Die beiden vorangegangen EP-Releases als auch die Singles von Cobra Spell wurden im Genre und auch darüber hinaus völlig begeistert aufgenommen - was nicht nur an eingängigen, multipel überraschenden Kompositionen lag.

Wie sieht bzw. hört die Gitarristin das neue Album selbst im direkten Vergleich?

„Ich mag es nicht, meine eigene Musik zu bewerten. Aber ich kann definitiv sagen, dass das Album kompositorisch und produktionstechnisch weitaus besser ist als die EPs.“

Der nicht nur rein spielkulturell, sondern auch visuell herausragende Style von Cobra Spell setzt sich aus klassischem Heavy Metal, Heavy Rock-Dynamik, Hard Rock-Griffigkeit, Melodic Rock-Noblesse mitsamt 80er-AOR-Harmonie zusammen, worin sogar Blues Rock-Nuancen vorkommen - höchst originell und sehr individuell erklingend. Sonia hierzu:

„Ja, die Identität des Sounds und der Ästhetik von Cobra Spell ist stark von den 80ern beeinflusst, da ich eine große Leidenschaft und Besessenheit für dieses Jahrzehnt in mir trage. Wir als Band klingen so, weil ich viele Jahre lang viel von dieser Musik gehört habe und ich denke, dass diese Tatsache automatisch mein Songwriting und meine Komposition geprägt hat. Was die Ästhetik der Band angeht, so haben wir beschlossen, den Rock/Heavy Metal-Vixen-Look der 80er-Jahre mit einer persönlichen Note zu mischen, die von jedem Bandmitglied abhängt. Insgesamt sehen wir dahingehend also schon sehr glamourös und ziemlich wild aus.“

Zusammen mit ihrer Co-Saiten-Wildkatze, Rhythmusklampferin Noelle dos Anjos, liefert Sonia absolut erstklassige Griffbrettarbeit ab. Es scheint gar, als hätten die beiden wie von Dämonen geritten geübt, um solche Höchstleistungen für „666“ erbringen zu können. Und tatsächlich:

„Wir lieben beide unser Instrument und nehmen unsere musikalischen Leistungen ernst. Wir wollen, dass unsere Musik gut klingt, und deshalb üben wir in der Tat, was wir nur können, um das alles so zu erreichen! In den Monaten, bevor ich ins Aufnahmestudio gehe, ist der Zeitraum, in dem ich am meisten übe. Das ist vor allem deshalb notwendig, weil - ich weiß nicht warum - die Songs, die ich komponiere, jedes Mal technisch anspruchsvoller werden und ich mein Spiel somit weiter verbessern muss. Ich schnappe mir dann das Metronom und lege los. Ein Album zu komponieren und es im Studio aufzunehmen ist definitiv eine große Herausforderung, wenn man ein besserer Musiker werden will! Bei den Aufnahmen muss schließlich alles perfekt sitzen.“

Definitiv feminine Power hoch „666“. Die diesbezügliche Frage, ob das Album am Ende sogar eine spezielle, eindeutig weiblich gemeinte Befreiungsbotschaft transportiert, stößt sehr auf Sonias Interesse.

„666 ist eine Zahl, die als die Zahl des Teufels genannt wird. Der Teufel steht seit jeher für alles, was schlecht und böse ist. Was diese Bedeutung angeht, so kann diese Zahl als Zeichen für Widerstand und Rebellion verwendet werden. Die böse Energie und Bedeutung, die das Zeichen hat, wird als Metapher verwendet, um eine kulturelle Erzählung zu konstruieren, die ein freies Leben in persönlicher Autonomie - in diesem Fall als Frau - fördert. Dies kann als Zeichen der Rebellion und des Widerstands gegen das, was unsere Freiheit einschränkt, verwendet werden. Dieses Album ist ein Akt der Rebellion gegen die gesellschaftlichen Werte und gesetzlichen Beschränkungen, welche die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verursachen - ein Schrei nach Meinungsfreiheit. So wie ein Kampf für die Entstigmatisierung des sexuellen Ausdrucks für das weibliche Geschlecht.“

© Markus Eck, 30.10.2023

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