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Interview: DRAGONFORCE
Titel: Voll im Training

Sie gelten gemeinhin als schnellste Metal-Band der Welt - ein Ruf, den die primär in London ansässigen Drachenjockeys auch auf ihrem neuesten Album „Warp Speed Warriors“ nach allen Regeln der instrumentellen Kunst zu festigen verstehen.

Seit 2001 folgen die beiden Bandgründer und Hauptinitiatoren, die Gitarristen Herman Li und Sam Totman, ihrer ganz eigenen Version von spielkulturell hochkarätigem, maximal virtuosem Power Metal.

Dessen ist sich die neue Bassistin Alicia Vigil auch vollauf bewusst, wie sie im Gespräch freudig-ambitioniert zu berichten weiß. Die in der Nähe vom kalifornischen Los Angeles ansässige Saitenfrau, zuvor bekannt durch Bands wie ihre eigene, die Rockgruppe Vigil Of War, oder auch We Start Wars bzw. She-Demons, befindet sich seit 2022 fest im Line-Up von Dragonforce.

Zwei Jahre davor zunächst noch als vorübergehender Live-Ersatz für den ausgeschiedenen Frédéric Leclercq verpflichtet, entwickelten sich sämtliche Belange nachfolgend so gut mit ihr, dass Alicia tatsächlich komplett ins Team geholt wurde - und sie ist happy darüber.

„Ich hätte ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet, es überrumpelte mich 2020 sozusagen wild und positiv in einem! Es gibt da einen Freund von uns, David, der jede unserer Shows in LA besuchte, und der direkt mit Herman befreundet ist, und der empfahl mich ihm. Als Dragonforce dann irgendwann auf Bassistensuche waren und sich allerlei Demos von Musikern anhörten etc., kamen sie durch David auf mich - Herman kontaktierte mich schließlich über Instagram und lud mich zum Vorspielen ein. Das brachte mich ziemlich aus dem Häuschen - ich spielte ja noch nie zuvor in einer Power-Metal-Band, lediglich mal einer Melodic-Metal-Truppe - und nun das!“

Sofort war sie begeistert und schaffte sich einige Songs drauf, so erzählt sie weiter.

„Ich übte wie eine Besessene, oftmals sogar neun bis zehn Stunden pro Tag - was auch meinen Bassarm mächtig stärken konnte. So dauerte es gar nicht mal so lange, bis sich mein ganzer Aufwand bezahlt machen sollte - anfänglichen Muskelkater usw. konnte ich überwinden, stets eisern entschlossen, und durch die vielen Wiederholungen der einzelnen Übungen verselbständigte sich gewissermaßen alles und ich wurde besser und besser. Einfach nach dem klassischen Prinzip von immer wieder weiter üben und schließlich Erlernen - bis es einem wie viel zitiert ‚in Fleisch und Blut übergeht‘. Das überzeugte Herman und Sam sehr, und als wir uns dann persönlich trafen und auch die zwischenmenschliche Chemie super stimmte, wollten sie mich bei den anstehenden Shows dabeihaben. Teils waren die Shows ganze zwei Stunden lang - leicht vorstellbar, was ich da an instrumentellem und auspowerndem Performance-Workout hinzulegen hatte. Ja, so ging’s da los für mich“, so wird übers ganze Gesicht strahlend resümiert.

Für den aktuellen Nachfolger zum 2019er „Extreme Power Metal“ schrieb Maincomposer Sam sehr viel immens anspruchsvolles Material, was für die ausführende Alicia nicht nur eine willkommene, sondern auch lohnende Herausforderung darstellt, so lässt die Dame wissen.

„Insbesondere ‚Burning Heart‘ ist rasch zu einer meiner Lieblingsnummern geworden, nicht zuletzt auch wegen dem kleinen Basssolo, welches ich darin spiele. [lacht herzig] Doch alles Freudige in mir diesbezüglich soll beileibe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für mich physisch wirklich sehr anstrengend ist für mich, so ein hohes Niveau kultivieren zu können. So muss ich mich so gut es geht fit und gesund halten, meinen Körper sozusagen mit allen Mühen darauf trimmen, solcherlei schnelle und technisch komplexe Darbietungen überhaupt stemmen zu können, denn das bei Dragonforce ist von den spieltechnischen Anstrengungen her echt kein Pappenstiel. Aber, und das ist mit das Wichtigste für mich, als Musikerin reife ich hierin ganz enorm, was ich höchst zu schätzen weiß - so eine Chance hat man ja nicht oft im Leben, wenn überhaupt.“

Für „Warp Speed Warriors“ bewegen sich Dragonforce in eine auch ihrer Ansicht nach sehr coole Mischung aus Power-, Speed- und Extreme Metal, welche mit Zusatzelementen aus Videospiel-Soundcollagen etc. doch nicht wenig an Einmaligkeitsstatus hat.

Alicia: „Herman und Sam zocken beide ziemlich gerne und viel, auch mit den jeweils neuesten Games - ich selbst spiele keine Games, wuchs lediglich mit Nintendo 64 auf, wo es hin und wieder ans Mario Kart ging, aber das wars dann auch schon bei mir. Und das wird sich wohl auch nicht ändern - ich bemerke nämlich in ansteigender Erkenntnis, dass ich irgendwie ohnehin immer weniger Zeit für mich selbst in meinen derzeit so inhaltsreichen Tagen habe. Ich konzentriere mich also lieber auf meine Bassgitarre und meine Spieltechniken, was Herman und Sam aber am Ende doch nur vollauf willkommen ist.“

© Markus Eck, 27.02.2024

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