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Interview: ELVENKING
Titel: Auf lichtlosem Pfad

Dass die Italiener bereits seit 1997 am Start sind, kann im schnelllebigen Zeit- und Musikgeschehen ohnehin beeindrucken. Doch auch in Sachen Beflissenheit macht die enorm spielfreudige Formation keinerlei Kompromisse: unbeirrbar naturverbunden, mystisch interessiert und thematisch gefestigt. Wo Elvenking draufsteht, ist eben auch Elvenking drin.

Ihr neues Album „Reader Of The Runes - Rapture“ führt die mit dem 2019er Langspieler begonnene Runensaga weiter fort. Beachtlich und respektabel, wie konsequent die folkigen Melodic Power Metaller ihren musikalischen und thematischen Weg immer weiter nach vorne beschreiten.

So viele Bands scheitern daran, sich und ihrer Haltung sowie ihrem künstlerischen Selbstverständnis treu zu bleiben. Sänger Damna, fast von Anfang an dabei, weiß dahingehend zu berichten: „Ich muss zugeben, dass es nicht einfach ist, über einen langen Zeitraum von mehr als 20 Jahren konstant zu bleiben, und es gab Zeiten, in denen es uns schwer fiel, die Fäden zusammenzuhalten, vor allem weil wir in der Mitte unserer Karriere verschiedene musikalische Ansätze ausprobiert haben. Wie auch immer, am Ende hat sich der Kern unseres Verständnisses und unserer ursprünglichen Einflüsse durchgesetzt. Heidentum, alter Glaube, die Wege des Jenseits’, das Okkulte, Esoterik, alte Geschichten und Folklore ... das ist es, was uns am Anfang angetrieben hat und was uns heute noch antreibt.“

Daraufhin befragt, ob er in seiner Seele so etwas wie einen Schamanen trägt, reißt der Frontmann die Augen erstmal weit auf, um dann zu offenbaren:

„Teilweise könnte das durchaus zutreffen - in der Tat empfinde ich es nicht selten so, als würde ich in irgendeiner Weise mit der Geisterwelt in Kontakt stehen. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich ständig auf der Suche nach sinnvollen Wegen bin, die vielleicht nicht immer offensichtlich oder nicht so leicht zu erklären sind, wie die Menschen normalerweise denken. Vieles liegt jenseits unserer Sichtweite, und das meiste davon liegt dort, wo wir uns normalerweise nicht trauen, zu suchen oder nach Antworten zu suchen. Es ist ein dunkler Weg, aber auf ihm fühle ich mich am wohlsten.“

Für den aktuellen Release haben Elvenking diesmal sogar ein neues Niveau erreicht, proklamiert der Sänger. Damna:

„Vor allem, wenn wir uns die Kompositionen und die Arrangements ansehen. Wir hatten ja viel Zeit, um die Songs und die Vorproduktionen für dieses und das folgende Album vorzubereiten - so hatten wir jeweilig allerbeste Chancen, uns um jedes einzelne Detail zu kümmern. Das bedeutet aber nun beileibe nicht, dass die Songs überdacht bzw. überfrachtet sind - es verhält sich ganz einfach gesagt nur so, dass es uns gelungen ist, genau das zu erreichen, was wir dafür als Vision im Kopf hatten. Normalerweise haben wir am Anfang stets eine ganz klare und konkrete Vorstellung von dem, was wir am Ende haben wollen - um dann teilweise daran zu scheitern, genau dies zu erreichen, wenn wir ein Album schließlich produzieren. Meiner Meinung nach haben wir dieses Mal aber sogar unsere eigenen Erwartungen noch übertroffen.“

So ging die Auswahl der Songs den Urhebern eher knifflig von der Hand, wie dazu mit kritischer Stirn von dem Sänger resümiert wird. „Ja, es war schon ein bisschen schwierig, denn wir mussten die richtigen Songs im richtigen Album platzieren, um eine einheitliche Atmosphäre über die gesamte Länge der Geschichte zu schaffen. Wir mussten somit ja auch die Texte fertig haben oder zumindest eine erste Skizze, um das Konzept Stück für Stück zu definieren. Es war ein langer und anstrengender Prozess, die aggressivsten und düstersten Songs für dieses Kapitel zu behalten und die anderen für das nächste aufzuheben - aber als wir sahen, dass es tatsächlich funktionierte, war es eine große Erleichterung!“

Zu den Songtexten mit der größten Bedeutung für ihn lässt er noch wissen: „Da es sich um eine Geschichte handelt, ist es eher schwierig, sich in den Ereignissen zu spiegeln, die andere erlebt haben. Allerdings haben einige der involvierten Charaktere tatsächlich diverse Züge unserer Persönlichkeiten. Ich habe zum Beispiel definitiv etwas mit der Figur des Undertakers gemeinsam ... auf diesem Album ist ‚The Repentant‘ somit ganz sicher ein Teil von mir und es ist das Lied mit der persönlichsten Bedeutung von allen. Die Texte erzählen eine Story, aber sie tragen auch durchgehend gewisse Teile von uns selbst in sich.“

© Markus Eck, 08.04.2023

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