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Interview: EXIT EDEN
Titel: Fanal für feminine Identität

Mit dem 2017er Debütalbum „Rhapsodies in Black“ wussten Exit Eden bereits durch den ganz speziellen, innovativ-kreativen Ansatz und das nicht minder besondere Line-Up sehr viel Aufmerksamkeit zu erregen.

Schließlich widmeten sich darauf gleich mehrere stimmstarke Damen erlesen ausgewählten Coverversionen weltberühmter, Generationen-übergreifender Tophit-Klassiker: Amanda Somerville, Clémentine Delauney von Visions of Atlantis, Anna Brunner von League Of Distortion und Marina La Torraca von Phantom Elite.

Amanda schied mittlerweile aus, doch die verbleibenden drei Goldkehlen schaffen es auf dem neuen Album „Femmes Fatales“ auch als Kehlentrio, imposanten Symphonic Metal-Höhenflügen maximalen Antrieb zu ermöglichen.

Mit Hilfe eng befreundeter, professioneller Musiker und durch die versierte Produzentenhand von Kissin' Dynamites Sänger Hannes Braun gelang es, aus „Femmes Fatales“ sehr viel mehr als einen würdigen Nachfolger zu machen - inklusive einem spannenden Mix aus sechs Coverversionen und ebenso vielen Eigenkompositionen.

Wie Marina zu berichten weiß, war die gesamte Zusammenarbeit mit den beteiligten Musikern wieder ein großes Vergnügen. „Wir konnten erneut auf bestens bewährte Kontakte zurückgreifen. Gitarrist Jim Müller, ebenfalls von Kissin’ Dynamite ist dabei, der zuvor schon live mit uns aufgetreten ist. Da der Großteil der diesmaligen Eigenkompositionen von Anna und Hannes geschrieben ist, brachten die zwei auch Musiker aus ihrem Freundeskreis für die neue Platten an den Start. Ich selbst habe diesmal sogar auch an einem Song mitgeschrieben: ‚Dying In My Dreams‘.“

Ex-Nightwish Marko Hietala ist als Gastsänger im reizvoll folkig nuancierten Song „Run!“ zu hören.

„Das war wirklich eine sehr spontane Idee, als Hanna und ich bei Hannes im Studio waren. Ich war angereist, um dort einzusingen, und als wir aufnahmen, kam Hannes die Idee. Er hatte ja diesen C-Part für ‚Run!‘ komponiert - als wir gerade Pause machten und er am Bearbeiten der Dateien war, wurde er auf einmal plötzlich super-enthusiastisch. Er zeigte uns seine frische Idee, und wir sagten nicht minder begeistert ‚super, das bringt nochmals eine weitere Ebene für den Song!‘. Hannes meinte dann ‚ich kann mir Marko sofort so gut als Sänger für die Linie vorstellen!‘ Als Anna das Demo zu aufnahm, und dafür den Stil von Marko so gut es ging adaptierte, sagte Hannes irgendwann zu ihr ‚kannst du nicht ein wenig verrückter und abgedrehter singen, so wie Marko das macht?‘ - und so geschah es. Als unser Label dazu einwilligte, sendeten wir das Demo an Marko - und er willigte ein“, freut sich Marina aus vollem Herzen.

Da die drei Künstlerinnen mit „Femmes Fatales“ insgesamt gezielt eine Botschaft der Verkörperung von Stärke und weiblichem Empowerment aussenden wollen, geht der muntere Dialog nahtlos zu dem Thema über.

Marina expliziert das Ganze: „Es geht uns primär um die reine weibliche Energie, allerdings ohne irgendetwas diesbezüglich aufplustern zu wollen. Einfach ganz natürliche weibliche Stärke. Wir müssen keine Männer sein, um gleichberechtigte Möglichkeiten im Leben zu erreichen und zu nutzen. Wir wollen unsere weibliche Energie vor allem auch positiv und konstruktive zelebrieren und ausüben können, ohne uns gleich kämpferisch auf aufmüpfig in den Vordergrund zu drücken! Der Archetypus von ‚Femme Fatale‘, insbesondere aus der Popkultur, ist ebenso bekannt wie etabliert und wird dabei ja auch so oft nicht wenig manipulativ dargestellt. Genau das wollten wir aber eben nicht - uns lag vielmehr daran, dahingehend selbstbewusst vorzugehen - als Frauen, die unabhängig und intelligent - ihre - ganz eigene, individuelle Geschichte schreiben möchten und das auch können. Gemeingültig steht der Begriff auch für verhängnisvollste Verführung …  natürlich spielen wir als Metalband damit auch herum, ganz klar, es ist ja doch ein sehr cooles Thema, welches perfekt in den Rock- und Metalbereich passt.“

Viele Frauen leiden darunter sehr, dass sie in ihrem Alltag mit so viel männlicher Energie arbeiten müssen beziehungsweise sich damit auf Biegen und Brechen arrangieren müssen, so führt die Sängerin mit vernünftigen Worten weiter aus.

„Uns Frauen tut das schon weh, definitiv. Ich selbst kann im wahrsten Sinne des Wortes mein ‚eigenes Lied‘ davon singen - es dreht sich bei männlicher Energie meines Erachtens nach vieles bis nicht selten alles um möglichst viel Action, alles entschlossen zu schaffen, mit viel an emotionaler Härte etc. - Gefühle haben da doch fast keinen Platz mehr. Der Großteil der Männer nimmt dies schon seit langer Zeit als Selbstverständlichkeit an, doch wir wollen das nicht. Wir Frauen, beileibe nicht minder kreativ, vielseitig interessiert und auch sehr schaffensfreudig, müssen unsere Gefühle unter uns nämlich nicht so extrem zurückhalten, weil wir es so auch gar nicht wollen. Es tut uns nicht gut. Von daher ist unser Ansatz, mehr Gefühl ins Arbeitsleben und ins Leben generell bringen zu wollen. Ich sage: Wir Frauen müssen uns als Frauen viel mehr bestätigen und entschlossener sein, unsere Emotionen offen zu zeigen! Das ist kein Fehler, das ist nicht problematisch - sondern ein ganz natürlicher Wesenszug.“

Marina, ebenso entspannt wie damit überzeugend, scheut sich nicht, im Zuge ihrer Ausführungen auch dem Thema „Weiblicher Monatszyklus“ konkretisierend Raum zu geben. „Einmal im Monat ereilt uns die Periode eben, und da muss man einfach drüber reden - es macht schließlich etwas mit dem Gefühlshaushalt einer Frau! Und genau das meine ich, wir sind eben keine Männer - doch wir wollen deswegen nicht weniger wertgeschätzt werden oder gar nur belächelt und nicht für voll genommen werden. Letztlich finde ich all die Unterschiede doch wundervoll - doch ein gegenseitig absolut respektvoller und betont Empathie-orientierter bis gleichhoch würdigender Umgang von Männern mit Frauen ist nach wie vor eher nicht so häufig der Fall, bedauerlicher Weise.“

So gefällt der Vokalistin dann auch die Interpretation des Autoren zum Bandnamen, das biblisch seit altersher oktroyierte Sinnbild des „Garten Eden“ endlich willensstark zu verlassen, um das ureigene, innerlich-individuelle (Frauen)Paradies in sich selbst zu finden.

Als das Gespräch daraufhin kontextual passend zu „It’s A Sin“, im ‚sündigen‘ Original von den Pet Shop Boys, übergeht, einem echten Welthit, gewährt Marina dazu tiefer ausleuchtend Einblick: „Mein persönlicher Cover-Favorit auf dem Album! Den Anstoß gab unser erwähnter Hannes, der auch schon für das Debüt all die Song-Ideen entwickelte. Er weiß genau, was der passendste und beste Sound für Exit Eden ist und wählt dementsprechend die am meisten kompatiblen Titel aus - für unser forciert geschmackvolles Klangbild ist episch, bombastisch und opulent einfach immer am optimalsten. Als Kenner unserer dreier Stimmen hat der da sein Gespür - einfach ist es dennoch nicht für ihn, aber auch diesmal fand er erneut für uns herrlich nachzusingende und nachzuspielende Nummern.“

© Markus Eck, 03.12.2023

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