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Interview: GLORYHAMMER
Titel: Galaktische Gegenspieler

Die Briten um den zypriotischen Sänger Michael Sozos alias ‚Angus McFife V‘ gelten nicht nur in ihrem Stilbereich als eine der originellsten, spielfreudigsten, instrumentell versiertesten und thematisch aufwändigsten Akteure überhaupt.

Nun stürzen die Fantasy-Liebhaber Gloryhammer sich und ihre Fan-Legionen wieder eine epische Symphonic Power Metal-Schlacht, welche direkt Verbindung zum Debütalbum aufnimmt. Und „Return To The Kingdom Of Fife“, so der programmatische Titel des neuen Longplayers, ist ein wahres Feuerwerk an allem, was das Genre so hergibt.

Wie Keyboarder Michael ‚Mike‘ Barber, bei der Formation als Zargothrax Clone Alpha, Dark Lord of Dundee am Werk, bilanziert, haben Gloryhammer den Schwerpunkt diesmal stärker als je zuvor auf das symphonische Element und den Gesang gelegt.

„Und unser Tontechniker Lasse hat fantastische Arbeit geleistet, um das in einem hektischen Metal-Mix beizubehalten, ohne dass Schlagzeug und Gitarren verloren gingen. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, dass wir das kreative Ziel ohne Kompromisse erreicht haben.“

Und der aktuelle Output pulsiert auch diesmal in einem sehr anspruchsvollem Konzept - da wurde mal wieder eine ganz eigene Welt erschaffen.

Man könnte durchaus vermuten, dies sei inspiriert durch so manche Überdosen an Fantasy-Computerspielen während all der Jahre an bildschirmsüchtiger Jugend der Urheber. Mike nickt:

„Teilweise ja. ‚Nobuo Uematsu‘ - von Final Fantasy - ist dahingehend schon einer meiner Haupteinflüsse. Aber dieses Mal habe ich mich auch intensiv mit klassischer, romantischer und barocker Musik beschäftigt - Mozart, Chopin und Corelli, um nur Einige zu nennen. Außerdem haben wir versucht, etwas von der Magie des Power Metal der 1990er und frühen 2000er zurückzubringen, die im heutigen ‚Stadion Power Metal‘-Sound zu fehlen scheint - klar, wir selbst lieben das auch, aber es wird einfach ermüdend, wenn jeder Song identisch ist!“

Die Frage, was ihn am allermeisten daran reizt, mit seiner kreierten Musik und den Texten der Band in eine von ihnen selbst geschaffene Welt zu entkommen, zaubert dem Tastenmann ein Lächeln aufs Gesicht.

„Das Gefühl der Kreativität ist mein Lieblingsteil in der Band - natürlich bringt es, wie alles im Leben, eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, aber wenn etwas Passendes und Funktionierendes zusammenkommt, ist es das beste Gefühl der Welt.“

Das thematische Inhalt des neuen Albums spielt nach den Ereignissen des erste und dritten Langspielers. „Ein Signal, das von Zargothrax nach seinem Tod in ‚Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex‘ ausgesendet wurde, erreicht Dundee kurz nach den Ereignissen in ‚Tales From The Kingdom Of Fife‘ und erweckt einen Klon, welcher Angus McFife und seine Heimat augenblicklich verdampft. Einige Jahre später kehrt sein Sohn, Angus II, zurück, um Rache zu nehmen - und muss die Hilfe der mächtigsten Helden der Welt in Anspruch nehmen.“

Da liegt die Frage nahe, welcher Songtext auf dem neuen Album für den Keyboarder die größte Bedeutung hat. Die Antwort kommt wie aus der Laserpistole gestrahlt: „Wahrscheinlich ‚Sword Lord Of The Goblin Horde‘. Ich fühle mich mehr mit Angus’ ernsthaftem Streben verbunden als mit jedem anderen - er weiß, dass er scheitern könnte, aber er folgt seinem Schicksal, egal wie es ausgeht. Für mich fühlt sich dieser Song heroischer an als alle anderen, die wir je gemacht haben.“

Es versteht sich bei einer musikalisch so quirligen Truppe wie Gloryhammer wie von selbst, dass auch das neue Material mitreißend lebendig und opulent arrangiert ist.

Einfach ist es sicherlich nicht, die Lieder so kompakt, dynamisch und doch so harmonisch zusammen zu bekommen. Mike plaudert aus dem kreativen Nähkästchen:

„Wir fangen immer mit einfachen MIDI-Versionen der Songs und einigen groben Texten an und machen daraus dann vollständige Demos, um den Gesang zu überprüfen und zu sehen, ob die Instrumentierung geändert werden muss. Wenn das alles erledigt ist, baut unser Drummer Ben auf den grundlegenden Orchesterparts auf, die unser zweiter Keyboarder Christopher ‚Chris’ Bowes oder ich geschrieben haben, und danach gehen wir ins Studio, um das fertige Klangprodukt zu erstellen.“

Das Vorgängeralbum „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ erschien 2019. Seitdem ist eine ganze Menge geschehen in der (Musik)Welt, und das leider vor allem in einer für professionell agierende Musiker ziemlich nachteiligen Richtung. Mike bezieht hierzu eindeutig Stellung:

„Ich habe das Gefühl, dass die Branche sowohl den Musikern als auch den Fans das Leben schwer macht - immer mehr Veranstaltungsorte fordern beispielsweise beachtliche Anteile an den Merchandising-Einnahmen und verlangen auch von den Fans viel zu viel für Tickets. Wir haben das Glück, an einem Punkt zu sein, an dem uns das nicht allzu sehr beeinträchtigt, aber es muss sich etwas ändern, sonst werden sich keine neuen Bands mehr durchsetzen. Die Szene stagniert schon jetzt und wird sich nicht verbessern, wenn man jüngeren Musikern nicht die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln und ihr Handwerk zu verfeinern.“

© Markus Eck, 14.05.2023

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