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Interview: VALKEAT
Titel: Klare Selbstsicht

So langsam gewinnt das heidnische Metal-Lager merklich wieder mehr an Zulauf - nachdem der unsäglich verkommerzialisierte und verramschende Pagan- und Folk Metal-Boom gegen Ender der Nuller-Jahre einem ganzen Metier schier den Garaus machte.

Zu denen, die sich anschicken, dieser Gilde neues, bedeutungsvolles Leben einzuhauchen, zählen die Finnen Valkeat. Und mit ihrem zweiten Album „Fireborn“ rammt die Band um Sänger Miikka Virtapuro doch eine beachtlich eigenständige Marke in den Grundboden der weitläufigen Stilistik.

Miikka eröffnet den Dialog offenherzig: „Wir haben uns 2014 mit der Idee gegründet, moderne Kantele-Musik zu machen und Pionierarbeit für dieses Instrument zu leisten. Mit unserem ersten Album wollten wir etwas anderes machen als alle anderen und das finnische Nationalinstrument Kantele mit moderner Metal-Musik kombinieren, während wir von Folk-Metal-Bands wie Korpiklaani beeinflusst wurden. Auf unserem zweiten Album wollten wir symphonische Elemente in den modernen Metal einbringen und wurden vor allem von Filmkomponisten wie Hans Zimmer und Ennio Morricone sowie von symphonischen Metalbands wie Nightwish beeinflusst.“

In der ersten Welle des Pagan Metal waren die Mitglieder der Formation bereits als Fans aktiv, lässt der Frontmann wissen.

„Unsere grundlegenden Einflüsse und Wurzeln liegen definitiv in der Zeit Mitte der 2000er Jahre, als Ensiferum, Moonsorrow, Finntroll etc. ihre frühen Werke machten.“

Das neue Material der ebenso verspielten wie individuell aufspielenden Skandinavier birgt so einige ziemlich gefühlvolle Songs.

„Nun, jeder macht sein eigenes Ding. Wir versuchen, das Genre und das Thema etwas ernster und weniger effekthascherisch anzugehen als die meisten Bands der Szene. Von Anfang an war es unser Ziel, etwas anderes zu machen als alle anderen und unseren eigenen Sound für jedes Album zu kreieren, und wir denken, dass wir das geschafft haben.“

Der wunderbar harmonische Klang der neuen Lieder - die Frage, ob sich Valkeat für eine solche Darbietung überhaupt anstrengen müssen, oder ob es ihnen eher leicht fällt, weil es aus der tiefen und sehnsüchtigen finnischen (Natur-)Seele kommt, wird zweimal mit bejahender Miene abgenickt.

„Beides. Die Umgebung ist bei uns definitiv da, aber auch das Erschaffen unserer Musik - besonders die orchestralen Metal-Stücke auf dem zweiten Album - erfordert viel harte Arbeit, Schliff und Hingabe. Es war nie einfach, aber das Endergebnis ist es wert.“

Die Kombination aus Metal und traditionellen Versatzstücken erschließt sich bei Valkeat 2023 als nicht wenig interessante und durchaus angenehme Erfahrung von mehreren geschätzten Fähigkeiten - wie zu erwarten sind die Urheber immer auch im Übungsraum allesamt fleißig dabei.

„Wir proben zweimal pro Woche mit der gesamten Band und zusätzlich probt jeder auch noch für sich selbst. Aber natürlich ist das Musikmachen vor allem ein Lebensstil, also hören wir uns immer alles an und versuchen, Ideen zu finden.“

Die berührend schamanisch anmutenden Ethno-Nuancen wie im Song „Valkeat Moras“ beispielsweise sind nicht nur für Liebhaber dieser Musikrichtung hervorragend zu hören - der Autor wünscht gar, es gäbe mehr davon auf dem aktuellen Album.

„Schön zu hören, dass es gefallen hat! Wir haben wirklich versucht, ein ausgewogenes Album mit allem zu schaffen, es gab auch etwas Joiku-Gesang in den Liedern ‚My Crown‘, ‚Land Of Falling Leaves‘, ‚Iku‘ und ‚Thunderbird‘ und das war für uns völlig ausreichend. Auf unserem neuen Werk ‚Fireborn‘ geht es ja schließlich um ein Gleichgewicht zwischen vielen verschiedenen Aspekten und Einflüssen.“

Den Löwenanteil des neuen Songmaterials hat er selbst geschrieben, so Miikka.

„Ich mache ohnehin den kreativen Großteil der musikalischen Arbeit. Jeder von uns bringt ein paar Ideen auf seinem Instrument ein und die Kantele-Spieler wie unser Eppu Puhjo arbeiten auch an den Kantele-Arrangements.“

Die Zusammenarbeit für den neuen Output verlief reibungslos.

„Jeder bei uns kennt seine Rolle genau und erfüllt sie nach bestem Wissen und Gewissen, so dass wir bis jetzt keine Probleme hatten.“

Die Auswahl der Songs zu treffen war daher eigentlich nicht schwierig, wie der Sänger gut gelaunt resümiert. „Das Album baut sich mit den Songs quasi von selbst auf, wir haben nur ein paar Songs geschrieben, die nicht ganz so gut darauf gepasst haben und die deshalb weggelassen wurden.

Der ‚eine‘ Song mit der größten Bedeutung für ihn auf dem neuen Album ist „Thunderbird“, wie freimütig offenbart wird. „In diesem Stück steckt eine seltsame Magie, mit all den schamanischen Einflüssen, kombiniert mit dem großen epischen Orchestersound und den magischen Synthies - ich denke, wir haben mit diesem Song wirklich alles richtig gemacht.“

Valkeat sind definitiv ebenso gefestigte wie standhafte Gemüter. Selbst Covid konnte diesen Freigeistern und ihrer Kunst nichts anhaben, sagt Miikka. „Für uns hat sich nicht wirklich viel verändert. Vielleicht nehmen wir Live-Konzerte nicht mehr so einfach als gegeben hin und versuchen, es mehr zu genießen, live zu spielen.“

© Markus Eck, 14.07.2023

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