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Special: ASH OF ASHES
Titel: Deichluft an der Talsperre – Nordlicht meets Sauertopf

Das epische Metal-Duo Ash Of Ashes kann ja bereits zwei volle Alben vorweisen, das dritte ist in Arbeit. Vielleicht ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken, wie es zu der Zusammenarbeit von Skaldir und Morten kam.

Woher kennt ihr zwei euch eigentlich?

Skaldir: Wenn ich mich richtig erinnere haben wir haben uns ca. 2009 über das „The Pagan Herald“-Magazin kennengelernt, für das Morten geschrieben hat. Ich weiß noch, dass er ein Fan des „Falland Vörandi“-Albums meiner Band Hel war und wir darüber immer mal wieder in nettem Kontakt waren. Kürzlich war Morten erstaunt, dass ich sein 2010er-Album von Herne, „Face Of The Hunter“, besitze. Es ist wirklich schwierig, sich so weit zurückzuerinnern. Ich weiß noch, als ich Anfang 2016 schon ein paar Ash Of Ashes-Songs komponiert hatte, fragte ich Morten, ob er nicht vielleicht jemanden kenne, der mir Texte schreiben könnte. Er hat mir dann auch jemanden empfohlen, sich aber auch selber als Texter in die Waagschale geworfen. Dass ich nicht von alleine auf die Idee gekommen bin, ihn zu fragen… Aber wir haben dann relativ schnell angefangen zusammenzuarbeiten, obwohl wir uns bis dahin nie face-to-face getroffen haben.

Morten: Der Kontakt kam tatsächlich über den Pagan Herald und Hel zustande und man hat sich dann immer mal wieder sporadisch geschrieben. Als dann klar war, dass ich die Texte beisteuern werde, hat sich das Ganze dann schnell von einer musikalischen Kooperation zu einer festen Bandzugehörigkeit und persönlichen Freundschaft entwickelt.

Ihr kommt ja aus ganz verschiedenen Gegenden in Deutschland.

Skaldir: Ja, ich komme aus dem Sauerland. Hier gibt es Berge und jede Menge Talsperren, und die Leute hier werden als kauzig und sauertöpfisch beschrieben. Ganz im Gegensatz zum nahegelegenen Ruhrgebiet und dem Rheinland.

Morten: Ich wohne seit über 20 Jahren in Schleswig-Holstein an der Ostseeküste.

Wie würdet ihr den jeweils anderen beschreiben?

Skaldir: Ein paar norddeutsche Klischees treffen auf Morten schon zu, würde ich sagen. Unaufgeregt, klar und vielleicht etwas wortkarg. Eher so der Typ, der nur etwas sagt, wenn es sich lohnt etwas zu sagen. Diese sachliche, verlässliche, ergebnisorientierte Art kommt mir sehr entgegen. Ich kann aber zum Beispiel nicht behaupten, dass er nordisch unterkühlt ist. Da hört es mit den Klischees schon auf. Mir gegenüber ist er immer sehr herzlich. Ansonsten schätze ich an ihm seine große Loyalität, in deren Genuss ich erst vor kurzem wieder kommen durfte.

Morten: Skaldir sprach ja von den kauzigen Sauerländern, das kann ich bei ihm aber nicht bestätigen. Treffender sind Begriffe wie offen, interessiert, ausgeglichen und musikalisch unglaublich talentiert.

Und wie sieht es mit euren musikalischen Übereinstimmungen aus?

Skaldir: Da gibt es auch große Überschneidungen. Ich nenne mal ein paar Alben, von denen ich weiß, dass sie bei uns beiden hoch im Kurs stehen: „The Olden Domain“, „Anthems To The Welkin At Dusk“, „Arntor“. Aber wir haben irgendwann auch festgestellt, dass wir abseits des Metal z.B. auch beide Irish Folk mögen. Da konnten wir uns dann gegenseitig Bandtipps geben. Es gibt aber auch viele Bands, bei denen unsere Geschmäcker auseinandergehen.

Morten: Bei obigen Bands stimme ich zu. Skaldirs Interesse am Schweden-Death der frühen 90er kann ich allerdings zum Beispiel nur bedingt teilen.

Ihr arbeitet aktuell am dritten Album. Läuft der Schreibprozess wieder so wie bisher, oder hat sich an eurer Arbeitsweise etwas geändert? Und worauf freut ihr euch beim neuen Album am meisten?

Morten: Ich bekomme ja stets das jeweils neue Album schon komplett fertig komponiert und in einer Grobversion aufgenommen, bevor ich mit den Lyrics anfange. Somit ist der Überraschungseffekt immer groß, da ich keine einzelnen Songs vorab hören möchte. So kann ich immer den Gesamteindruck für die textliche Inspiration nutzen. Und dann ist es natürlich spannend zu hören, wie die Lyrics dann in der Finalversion des Albums zur Entfaltung kommen.

Skaldir: Ich bin ja momentan noch mitten drin im dritten Album, und es ist auf jeden Fall ein anderer Prozess als bei beiden Vorgängern. Man möchte sich ja einerseits nicht wiederholen, andererseits aber auch seinen Trademark-Sound weiter ausbauen. Außerdem will man ja auch die Vorgänger immer übertrumpfen. Es ist ein langwieriger Prozess und am meisten freue ich mich immer darauf, das Endprodukt in den Händen zu halten und mit der Welt zu teilen.

Was waren eure Top Releases 2023 und was liegt aktuell auf euren Plattentellern?

Morten:
Highlights 2023 (ungeordnet)
Marduk – Memento Mori
Endstille – DetoNation
Afsky – Om hundrede ar
Fossilization Leprous Daylight
Arstidir Lifsins – Hermalausaz

Jetzt schon das Highlight 2024:
Abigor – Taphonomia Aeternitatis

Skaldir: Highlights 2023
Moon Safari – Himlabacken Vol. 2
The Flower Kings – Look At You Now
Front Row Warriors – Wheel Of Fortune

Aktuell:
Landberk – Indian Summer
Dare – Out Of The Silence
Dark Millennium – Acid River
Love Like Blood – An Irony Of Fate

Nach der längeren Live-Pause sind ja wieder viele Bands auf Tour. Wart ihr letztes Jahr auf Konzerten? Wenn ja, teilt doch bitte euer Highlight mit und warum es euch so besonders gut gefallen hat.

Skaldir: Oh ja, ich war letztes Jahr endlich wieder auf einigen Konzerten. Mein Highlight waren auf jeden Fall Iron Maiden in der Westfalenhalle in Dortmund. Es war eine Konzerterfahrung, bei der ich komplett das Zeitgefühl verloren habe und auch nach Konzertende noch total euphorisiert war. Man merkt bei aller Erfahrung der Band einfach, dass sie es hauptsächlich aus Freude machen. Im Gegensatz zur Vorband ist mir auch aufgefallen, dass es live für sie wirklich von Vorteil ist ohne Klicktrack und somit ohne Backing Tracks zu spielen. So klingen die Songs jeden Abend etwas anders und die Musiker finden das richtige Tempo für jeden Part auf natürliche Art und Weise. Da entstehen dann auch die Emotionen in dem jeweiligen Moment. Mir ist dort bewusst geworden, dass es eine Kunst ist, die zunehmend verloren geht, wenn alle Bands live mit Metrum arbeiten. An diesen Punkt muss man allerdings auch erst einmal kommen. Nicht jede Band, die ab morgen den Klick weglässt, kann dann direkt Emotionen beim Zuschauer entfesseln. Da gehört natürlich viel mehr dazu. Beispielsweise auch starkes Songmaterial, was auf dieser Tour mit den vielen Songs vom „Somewhere In Time“-Album bestens funktioniert hat. Es ist schon etwas Besonderes, wenn eine Band, die über 40 Jahre existiert, in ihre Setlist sogar ein 37 Jahre altes Lied aufnimmt, dass sie bisher noch nie live gespielt hat. Das macht niemand, der nur an Kohle interessiert ist. Und zu sehen wie harmonisch die Musiker miteinander interagiert haben hat mich echt glücklich gemacht.

Morten: Das Konzerthighlight 2023 war – wenn ich von unserem Album-Release Gig mit Skardus absehe, bei dem wir für Panzerfaust und Afsky eröffnen durften – definitiv das Konzert von Black Curse, Sijjin, Grave Miasma, Stormkeep und Drowned in Berlin im Sommer. So einen Abriss wie bei Black Curse hab ich noch nie erlebt! Sijjin und Grave Miasma haben ebenfalls vollumfänglich geliefert – grandios! Und auch Stormkeep haben eine großartige Show geliefert, auch wenn ihr Bühnenoutfit (Mischung aus Dungeons & Dragons und Herr der Ringe) auf den ersten Blick doch arg speziell wirkte! Definitiv ein mehr als gelungener Konzerttag.

© Markus Eck, 12.02.2024

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