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Special: Lady In Gold • 2016
Titel: Nostalgischer Höhenflug

Sehr wenigen Bands ist es vergönnt, neben einem einzigartigen, individuellen und unverwechselbaren Stil auch gesanglich einen absoluten Glückstreffer landen zu können. Ohnehin kommt es doch eher selten vor, dass eine Gruppe im Bereich des traditionellen Bluesrock in der Neuzeit dermaßen begeisterte und weit ausufernde Reaktionen hervorrufen kann.

Blues Pills aber haben tatsächlich beide wichtige Merkmale in ihrem ebenso originellen wie sensationellen Repertoire! Und die psychedelisch bunt schillernden Lieder des findigen Quartetts lassen die unvergessenen Blütezeiten der 1960er und -70er Jahre quicklebendig werden!

So ist es wohl primär als schicksalhaft zu bezeichnen, dass die schwedische Ausnahmesängerin Elin Larsson 2011 ihren Weg ins Line-Up dieser großartig talentierten Spitzenkönner fand. Bereits ein Jahr später zog der markante, seelenvolle und organische Sound der angesagten Formation jeweilig mit der Single „Black Smoke“ als auch der EP „Bliss“ unzählige Hörer vom Start weg dauerhaft in den Bann. Auch die Fachwelt war sich ungewöhnlich schnell einig darin, es hierbei mit einer ganz besonders bezaubernden Erscheinung zu tun zu haben. Nicht wenige bezeichnen das Ganze daher auch als das reinste Wunder.

Als 2014 das gleichnamige Debütalbum „Blues Pills“ veröffentlicht wurde, stand global ein ganzes Genre Kopf. Und wer jemals eines der fulminanten Konzerte dieser unsagbar spielfreudigen Enthusiasten erleben durfte, der weiß zweifach, woher all die positive Aufregung darum kommt.

Zwei musikalisch spannende Jahre und mannigfaltige Aktivitäten später präsentieren Blues Pills nun endlich das zweite Album: „Lady In Gold“. Zehn prickelnd unter die Haut gehende Songs sind dafür verewigt worden. Zehn wonnig-emotionale Musterbeispiele für all den zeitlosen Reiz, der dieser Sparte im Kern innewohnt. Und die verführerisch attraktive Elin Larsson gibt das scharf brodelnde Charisma ihrer fesselnden Stimmgewalt auf „Lady In Gold“ diesmal nicht nur tiefer, sondern sogar noch facettenreicher frei.

Was die legendäre, 1970 viel zu früh verstorbene und weltberühmte US-amerikanische Rock- und Blues-Sängerin Janis Joplin für ihre damalige Zeit darstellte, das trifft hinsichtlich riesiger Begabung und prädestiniertem Einfühlungsvermögen definitiv auch auf Elin Larsson zu. Ihre komplett umwerfende, regelrecht hypnotische Performance passt perfekt und krönt die Power-Nummern in allen Lagen und auf allen Ebenen.

„,Lady Gold‘ ist ein Charakter, der den Tod symbolisiert. Wir wollten nämlich das Stereotyp mit dem Sensenmann gezielt umgehen“, erläutert die charmante Frontsirene Larsson den Titel der neuen Scheibe von Blues Pills.

Eine vortreffliche Wahl, schließlich beinhalten die restlos durchdachten Stücke aus der Feder der gesamten Kapelle einiges an geheimnisvoller Mystik.

Letztere wird von dem blutjungen französischen Gitarristen Dorian Sorriaux auf ein himmelhohes Niveau gehoben. Denn für ihn ist auf dem Griffbrett nichts unmöglich, wie er deutlich hören lässt - der reinste Saitenhexer!

Bassist Zack Anderson und Drummer André Kvarnström setzen alles mit treibend pumpenden, vielseitig arrangierten Rhythmen ebenso gekonnt und souverän in Szene. Blues Pills können mit den Hits auf „Lady In Gold“ zu 100 % mit ehrlicher Echtheit und lückenloser Hingabe bestechen.

Schneidend und aufwühlend ins Ohr treffende Glanzstücke wie der breit beeindruckende Titeltrack warten mit einer klanglichen Wucht und Klasse auf, die sich rundum einfach nur großartig anfühlen. Im herausragenden „Little Boy Preacher“ legen Blues Pills eine Dynamik vor, die seinesgleichen sucht und die mit jeder Sekunde noch anwächst. Sowieso besteht eine der prägnantesten Stärken dieses zweiten Langspielers darin, das elektrifizierende Wechselspiel aus monumentaler Intensität und gefühlvoller Selbstvergessenheit großmeisterlich wiederzugeben.

Doch auch balladesk Angehauchtes wie das wirklich hinreißend inniglich besungene „I Felt A Change“ kann trotz aller inhaltlichen Schwere mit müheloser Leichtigkeit überzeugen. „I Felt A Change“ stammt musikalisch und lyrisch komplett von Elin, die sich damit auch als grandiose Songwriterin beweist. Auch die restlichen Texte auf dem neuen Album, verfasst von Elin und Zack, tragen allerlei gewichtige Bedeutungen in sich. Ein so nahtlos mitreißender Song wie die prächtig tanzbare Hippie-Schwärmerei „Gone So Long“ könnte auch vor 40 Jahren genau so geschrieben worden sein. Mit dermaßen überfliegender und somit erhebender Melodieführung zeichnet sich die vierköpfige Vereinigung aus Überzeugungstätern in oftmals sprachlos machender Häufigkeit auf der neuen Veröffentlichung aus.

Betont psychedelisch wiederum rockt sich die Achterbahnfahrt „Bad Talkers“ nach vorne, ein wunderbar schräges, bluesiges Feeling transportierend. Querverweise in den Gospel-Bereich wirken darin als zusätzlicher, sakraler Verstärker der erfolgreich angestrebten Ergriffenheit. Unverblümt aggressive Attitüde stülpen die Musiker in homogener Geschlossenheit in „You Gotta Try“ weit aus sich heraus, sicherlich eines der intensivsten Stücke auf „Lady In Gold“. Ob melodramatisch schleppend, hektisch aufbrausend oder mit Wechselbädern aus beidem - diese genuinen Vollblutkünstler feiern quirlig pulsierende Notenspiele, die alles können.

Das kurzweilige und packende „Rejection“ steht für den schnellsten Song auf dem Album: Unumwunden vorgetragen, von André Kvarnström geradezu hämmernd getrommelt und insgesamt wie so oft hierauf in allen Kriterien voll auf den Punkt gebracht. Man darf also hochgradig gespannt sein, wie die beliebte Band diese ganze Serie an restlos gelungenen Liedern zusammen auf der Bühne vortragen wird.

Und schon bald ist es soweit: Vom 23. Juni bis 28. August werden sich Blues Pills auf ausgedehnter Europatournee befinden, um „Lady In Gold“ vor und vor allem mit den Fans live zu zelebrieren. Nach einer kleinen Verschnaufpause werden dann weitere Auftrittsorte beglückt. So darf man sich auf die anschließende Herbst-Tour freuen, die vom 30. September bis 13. November absolviert wird. Zusammen mit den nicht minder kultigen Berliner Psychedelic Rockern von Kadavar werden sich Blues Pills dabei als optimales Live-Package zeigen.

© Markus Eck, 29.07.2016

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