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Special: Pirates • 2022
Titel: Kompetente Hilfe

Für ihr achtes Album „Pirates“ hängten sich die Symphonic Metaller erneut voll in die Seile. Als Glücksgriff erwies sich die Neuaufnahme des italienischen Spitzensängers Michele ‚Meek’ Guaitoli. Um ihren musikalischen Kurs noch zielsicherer zu navigieren, holten sich Visions Of Atlantis aber noch mehr Könner ins künstlerische Boot.

Gastmusiker Ben Metzner (Feuerschwanz, dArtagnan) zu „Pirates“:

Wie gut gefällt dir das neue VOA-Album?

Ich habe mir die Platte standesgemäß zum ersten Mal am im Urlaub Meer angehört - mit salziger Gischt im Gesicht hat es definitiv gezündet! Atmosphärisch, episch, Ideenreich. Ich bin gespannt was aus der Band die nächsten Jahre wird! Ich habe das Gefühl, dass hier ein kreativer Knoten geplatzt ist.

Glückwunsch zu deinen Gastbeiträgen auf „Pirates“ mit Flöten und Dudelsack - wie kam diese Kooperation denn überhaupt zustande?

Mein langjähriger Freund aus Nürnberg, Felix Heldt produziert seit zwei Alben meine Band dArtagnan. Wir arbeiten auch sonst oft zusammen, schicken uns Ideen hin und her, fragen nach Feedback, tun uns auch mal einfach so kleine Gefallen wenn der andere bei seinen Projekten nicht weiterkommt. Nun war er als Produzent und Songwriter für Visions Of Atlantis tätig und hat mich irgendwann letztes Jahr gefragt ob ich ein paar Blasinstrumente beisteuern kann. Viele epische Bombast-Sounds lassen sich am Rechner erzeugen, aber die kleinen, einfachen Dinge sind wiederum schwierig - wie eben eine verspielte Tinwhistle, die so klingt als würde in einer Hafentaverne irgendein Pirat nebenan einen Folksong anstimmen. Das war jedenfalls mein Film bei der Sache - und er kommt definitiv rüber!

In welchen Songs bist du zu hören?

Ich muss gestehen, ich musste Produzent Felix Heldt nochmal fragen … er hat mir damals ja einzelne Songpassagen geschickt, ich habe mich darauf konzentriert und überhaupt keine Ahnung gehabt wie das eigentliche Stück überhaupt heißt. [lacht] Ich bin dabei bei: „Master The Hurricane“, „In My World“, „Heal The Scars“, „I Will Be Gone“.

Wie gestaltete sich die Auswahl der Band bzgl. der Songs, bzw. deine jeweilige Mitwirkung?

Felix und die Band hatten ganz konkrete Visionen, was bei den einzelnen Songpassagen passieren soll. Beispielsweise das super verspielte Intro aus „In My World“. Hier gab es eine Demo-Version mit einer ganz furchtbar klingenden Keyboard-Flöte. [lacht] Ich habe erkannt wo die Jungs und das Mädel hinwollen und es noch etwas verspielter und süß-fröhlicher umgesetzt.

Wie und wie gut lief die Zusammenarbeit ab?

Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Gig mit Visions Of Atlantis - lustigerweise beim ZDF Fernsehgarten; die Band kam dort auf mich zu und hat sich total begeistert und überschwänglich bedankt und betont, wie geil sie das fanden. Ich war dann richtig gerührt, weil ich das gedanklich längst abgehakt hatte.

Wie herausfordernd empfandest du es, deine instrumentellen Beiträge auszuarbeiten und bestmöglich passend hinzukommen?

Schwieriger waren vor allem die Uilleann-Pipe-Parts (Irischer Dudelsack). Das Instrument ist einfach extrem fragil in Sound und Intonation. Dazu kommt, dass sowohl Dudelsäcke als auch Tinwhistles in den spielbaren Tonarten und Tonumfang eingeschränkt sind und die Kompositionen darauf nicht unbedingt Rücksicht nehmen. Was ja klar ist - Visions Of Atlantis ist ja keine Folkband, sondern ordnet sich eher der Tonlage der Sänger unter. Darauf musste ich mich wiederum anpassen und mir teilweise ziemlich die Finger verrenken bzw. bei einem Song auch digital nachhelfen. Ich habe den Song in einer anderen Tonart eingespielt und im Nachhinein die Tonhöhe auf das Original gepitcht.

Was hat dir daran die meiste und größte Freude bereitet? Und warum?

Ich finde es grundsätzlich geil mit guten Leuten zu arbeiten. Man kann immer was lernen!

Gibt es darüber hinaus noch Facts und Interessantes, dass du noch zu diesen Fragen noch unbedingt anfügen möchtest?

Ich freue mich darauf, die Band im Sommer auf Festivals zu treffen!



Orchestral-Arrangeur Lukas Knoebl (Illuminata) zu „Pirates“:

Wie gut gefällt dir persönlich das neue Visions Of Atlantis-Album? 

Ich bin selbst immer sehr auf den Release von den Alben, an denen ich als Arrangeur mitwirke, gespannt. Die Songs kenne ich zwar natürlich alle schon, aber den finalen Mix höre ich meist auch erst immer am Erscheinungstag. Und ich muss sagen: Es ist wirklich ein großartiges Album geworden, genau so habe ich mir während der Produktion das Endprodukt erhofft!

Glückwunsch zu deinen opulenten und überwältigend schönen Orchestrations-Beiträgen auf - wie kam diese Kooperation denn zustande? 

Thomas Caser hat mich damals diesbezüglich kontaktiert. Er kannte meine Arbeit als Orchestrator/Programmer schon von anderen Bands, die beim Label der Band unter Vertrag sind: Serenity, Warkings und Dragony.

Wie offen, mutig, etc. bist du diese Herausforderung angegangen?

Ich freue mich immer auf solche Projekte. Die Vorstellungen der Band zu erfüllen oder wenn möglich sogar zu übertreffen ist natürlich immer auch eine gewisse Herausforderung, aber das macht das Ganze ja auch so spannend. Das Schöne am Musiker-Dasein ist, dass es immer etwas Neues zu lernen gibt, egal wie lange man schon im Geschäft ist. Daher versuche ich auch mit dieser Einstellung an solche Aufgaben heranzugehen: Daran zu wachsen und Spaß daran zu haben.

Wie gestaltete sich die gesamte Orchestrierung der Songs - kamst du aufgrund des superben Songmaterials ohnehin schnell in einen guten Workflow bzw. gab es gar auch knifflige Arbeits-Passagen?

Zu dem Zeitpunkt an dem ich zu so einem Projekt stoße sind die Songs, was Gesangsmelodien, Akkordfolgen und Struktur betrifft, üblicherweise schon fertig ausgearbeitet. Das bedeutet, ich habe einen etwas anderen Blick darauf als die Band und der Producer, die ja meist schon monatelang an der Musik getüftelt haben. Diesen frischen Zugang möchte ich nutzen. Deswegen versuche ich dann erstmal, recht intuitiv zur Musik zu improvisieren um Ideen zu sammeln. Daraus ergeben sich dann meistens auch Linien die sich natürlich anfühlen, so, als wären sie immer schon Teil des Songs, und die dann als Basis für alles Weitere dienen. Und ja klar, je besser das Songmaterial von vornherein ist, umso einfacher macht es diesen Prozess. Da wurde in diesem Fall schon perfekte Vorarbeit geleistet!

Hatten Visions Of Atlantis dir im Vorfeld gewisse Erwartungen signalisiert bzw. im Weiteren Vorgaben gemacht, wie letztlich alles zu klingen hatte - oder ließ man dir vertrauensvoll als Erfahrenem eher ‚freie Hand‘?

Das Konzept war klar, es sollte groß, bombastisch und ‚cinematic‘ sein. Modern aber nicht zu elektronisch - und gerne auch mal verspielt. Das Orchester sollte für die Musik und nicht dagegen arbeiten, an den richtigen Stellen aufdrehen und dort Platz lassen, wo andere Elemente wichtiger sind. Wir haben am Anfang einen Testsong gemacht, und die Band war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Letztendlich bekam ich all den kreativen Spielraum den man sich in dieser Position nur wünschen kann!

Wie und wie gut lief die Zusammenarbeit ab?

Mein Hauptansprechpartner war Felix Heldt, der Produzent der Band. Er hat einen unglaublich guten Job gemacht, ganz großes Lob an dieser Stelle! Wir haben immer fokussiert einen Song nach dem anderen gemacht und davor immer die wichtigsten Eckpunkte durchgesprochen. Die Kommunikation war von Anfang an super, sodass auch kaum Revisionen notwendig waren.

Wie herausfordernd empfandest du es, deine Beiträge auszuarbeiten und bestmöglich passend hinzukommen - und was hat dir daran die meiste, größte Freude bereitet?

Am spannendsten ist natürlich der kreative Teil, denn das Orchester bietet zahlreiche Möglichkeiten Emotionen zu erzeugen oder zu verstärken. Man kann unterschiedliche Stimmungen erschaffen, je nachdem welche Linien das Orchester spielt, und welche Funktion welches Instrument übernimmt. Die Grenzen zwischen Komposition und Orchestration verschwimmen hierbei, das eine ist immer irgendwie auch Teil des anderen. Ich versuche auch ganz gerne etwas ‚Ear Candy‘ mit einzubauen, kleine Details die vielleicht beim ersten Mal hören nicht auffallen, aber die zum Song beitragen wenn man sich mehr darauf einlässt und genau hinhört. Kleine Motive, Akzentuierungen, Läufe… damit das Arrangement die gesamte Zeit über lebendig bleibt. Der etwas technischere Teil folgt dann, wenn man die Hauptideen umgesetzt hat. Dann gilt es die Harmonien entsprechend aufzufüllen, damit der Sound voller und bombastischer wird. Das fühlt sich manchmal an wie ein Puzzle, denn das Arrangieren im Kontext einer Metal-Band unterscheidet sich ein wenig von dem eines alleinstehenden Orchesterstückes. Gitarren, Schlagzeug, Lead und Backingvocals okkupieren einen Teil des Frequenzspektrums, und man muss aufpassen, dass die orchestralen Elemente sich nicht mit jenen der Band in die Quere kommen. Das ist manchmal eine ganz schöne Tüftelei. Immer wenn ich glaube ich kenne alle Tricks, gibt es eine neue Herausforderung, die es zu lösen gilt!

Facts und Interessantes, welches du noch unbedingt anfügen möchtest?

Ein großes Dankeschön und Lob auch an Ben Metzner von Feuerschwanz, der all die ethnischen Flöten und Pipes auf dem Album eingespielt hat! 



Drummer Thomas Caser zu „Pirates“:

Was ist für dich der wichtigste Aspekt beim neuen Visions Of Atlantis-Album?

Das Konzept, das wir erneuert haben - die komplette neue Ausrichtung von Visions Of Atlantis als ‚Piraten‘. Und natürlich auch die massive Steigerung im kreativen Prozess rund um Songwriting, Artwork, Produktion - das sich auch live widerspiegelt. Wir haben über eineinhalb Jahre daran gearbeitet.

Was kannst du den Lesern aus deiner Sicht zum absolvierten Songwriting für „Pirates“ berichten?

Dass ich noch nie eine solche Menge an neuen und kreativen Ideen erlebt habe in der Geschichte von Visions Of Atlantis. Nachdem die neue Ausrichtung feststand, gab es kein Halten mehr.

Michele ‚Meek‘ Guaitoli ist einfach ein Schatz als Mensch und ein Riesensänger noch dazu, oder?

Meek ist eine Bereicherung in allen Belangen. Seit ‚Visions Of Atlantis neu‘ am Start ist, fühlt es sich seit dem Gründungs-Line-Up erstmalig nach einer Band an worin wirklich alle an einem Strang ziehen - und Meek hat einen großen Anteil daran. Er übernimmt viel Verantwortung bei Visions Of Atlantis - sogar auch im Management-Bereich. Wir arbeiten hier Seite an Seite und alle gemeinsam!

Wie gefallen dir persönlich die großartigen Orchestrierungen vom Lukas ‚Luki‘ Knoebl?

Ich war schon immer ein großer Fan von ihm. Er hat bereits einige Napalm Records-Alben orchestriert und endlich hatten auch wir die passenden Songs und die passende Vision!

Wie gestimmt bzw. mit welcher Vision bist du diesmal an deine Drum-Parts herangegangen und wie hast du deinen eigenen Workflow erlebt?

Mit der Vision, dass jetzt die Zeit gekommen ist, alles zu zeigen wofür Visions Of Atlantis steht. Ein Album abzuliefern, das den Ansprüchen an mich selbst und denen der Fans entspricht.

Was hat dir daran die meiste und größte Freude bereitet?

Das Einspielen der Songs und auch die Kreativität bei den Bandfotos bzw. der Artwork-Konzeption und der ganzen Gestaltung. Und natürlich die Drehs der Videos mit drei verschiedenen Firmen - wir wollten unbedingt bei jedem Video ein wenig einen anderen Look an den Start bekommen.

Kamst du aufgrund des superben Songmaterials ohnehin schnell in ein gutes Vorwärtskommen - oder gab es auch knifflige Arbeits-Passagen?

Die neuen Songs waren etwas komplexer als noch bei „Wanderers“ oder „The Deep & The Dark“, insofern war es generell ein bisschen kniffliger. Und auch das ‚Acting‘ bei den Videos war sehr herausfordernd.

Wie und wie gut lief die Zusammenarbeit zwischen euch allen in der Band diesmal ab?

Da gib es nur ein Wort - wunderbar!

Wie fühlt es sich für dich an, nun endlich wieder touren zu können?

Es ist großartig. Das hat zwei Jahre gefehlt und wir erleben gerade, dass alles neu aufgebaut werden muss. Wir haben noch viel vor dieses Jahr, unsere Show ist mittlerweile ein Gesamtkunstwerk geworden, eine Reise - viel mehr als nur ein Konzert!

© Markus Eck, 20.04.2022

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