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Special: WinterZeit Studios • "Macabros" - Classics
Titel: Anhaltende Faszination

In seinen eigenen Aufnahme- und Produktionsräumlichkeiten erfüllt sich Mastermind Markus Winter buchstäblich den eigenen Traum.

Ob CD- beziehungsweise Videoproduktion, Tontechnik, Sounddesign, Skript- und Drehbuchaufträge mitsamt Regie, die Palette der dort in Remscheid gebotenen Leistungen ist umfangreich.

Hier soll es nun um seine gleichfalls ausgeprägte wie ausgelebte Leidenschaft für Hörbücher gehen - genauer um die Reihe „Macabros“, die von Winter in ‚Classic-Editionen‘ auf den Markt gebracht werden.

Mit seinem Nachnamen kann sich der Gruselfan bestens identifizieren. „Ich bin tatsächlich ein absoluter Wintertyp. Das fängt schon damit an, dass ich Temperaturen jenseits der 25 Grad absolut nicht ausstehen kann. Auch mag ich die Dunkelheit lieber. Herbst, Winter … Halbdunkel, dürre Äste, Wind … das ist meine Welt.“

1973 begann der Zauberkreis Verlag damals die zugrundeliegende Heftromanserie, verfasst von Erfolgsautor Dan Shocker.

Wie er offenbart, kommt der Studioinhaber jedoch zu 100 % aus der Hörspielecke.

„Die zugrundeliegenden Romane habe ich überhaupt nicht gelesen. Die lese ich jetzt, weil ich sie in ein Hörspieldrehbuch umarbeiten muss, aber ansonsten habe ich dazu keine Beziehung. Ich habe in den 1980-er Jahren damit angefangen, Gruselhörspiele zu hören. Das hat mit der ‚Europa-Gruselserie‘ angefangen, dann kamen ‚Larry Brent‘ und die alte ‚Macabros‘-Reihe von Europa und vor allem ‚John Sinclair‘ vom Tonstudio Braun. Die habe ich geliebt und nachts heimlich unter der Bettdecke gehört. Ich war ja mit zehn Jahren doch eigentlich noch viel zu jung für so etwas.“

Von „Macabros“ gab es zehn Folgen mit Douglas Welbat in der Hauptrolle. „Das war im Hörspiel schon gewissermaßen Kult. Die Dinger haben mich jedenfalls nie wieder losgelassen. Seitdem bin ich Hörspielfan. Mitte der 90er habe ich eine Tontechnikerausbildung gemacht und mein erstes Tonstudio eröffnet. Damals eigentlich nur für Musikproduktionen.“

Nebenbei hat Markus jedoch aber bereits als Autor gearbeitet, wie er rückblickend informiert, und damit sogar auch Geld verdient, so sagt er. „Für’s Theater aber auch Kurzgeschichten und ich habe auch einen Roman veröffentlicht. Und dann hatte ich mich 2006 mit einem Drehbuch für die damals aufgrund eines kuriosen Rechtsstreits gerade ins Leben gerufene ‚Drei Fragezeichen’-Interimsreihe ‚Die Dr3i‘ beworben. Das wurde genommen, ich war bei den Aufnahmen in Hamburg dabei und habe erlebt, wie man ein Hörspiel produziert. Da habe ich Blut geleckt. Ich hatte ein Studio, ich konnte schreiben - also warum nicht selbst Hörspiele machen? So fing das alles an. Inzwischen ist WinterZeit Audiobooks ein etabliertes Unternehmen im Hörspielbereich und wir vertonen diverse Sachen. ‚Sherlock Holmes‘, ‚Das schwarze Auge‘, Edgar Wallace, Flavia de Luce … und vieles mehr.“

Für Jürgen Grasmück alias Dan Shocker hegt der hörfreudige Studiosus einiges an Sympathie.

„Seine Geschichten heben sich deutlich von anderen Groschengruselreihen jener Zeit ab. Er hat für ‚Macabros‘ eine ganz eigene Welt namens ‚Xantilon’ geschaffen. Sein Held ist Deutscher und seine Gegner nur selten die typischen Vampire, Ghouls oder Werwölfe. Die Reihe hat einen großen Fantasy-Einschlag und ist alleine daher etwas ganz Eigenständiges, Besonderes. Darum macht es auch sehr viel Spaß, diese jetzt als Hörspiel umzusetzen.“

Bis heute zählt die Reihe „Geisterjäger John Sinclair“ vom Tonstudio Braun zu Markus’ Lieblingsserie aus dem Bereich Horror.

„Sicher kann die aus technischer Sicht mit Hörspielreihen von heute nicht mithalten, aber sie hat bei mir halt einen großen Nostalgiebonus. Ich finde sie auch deutlich gruseliger als viele modernen Reihen. Man hat damals im Ensemble im Studio aufgenommen, also die Schauspieler haben noch wirklich miteinander zusammengespielt, das schafft ein unglaubliches Flair. Mit dem leider kürzlich verstorbenen Hauptdarsteller der Reihe Helmut Winkelmann habe ich in den letzten Jahren auch regelmäßig zusammengearbeitet, das war einfach toll. Gott sei Dank gibt es diese Serie ja jetzt auch als CD im Handel, da sich Lübbe endlich mit dem Tonstudio Braun einigen und die Serie veröffentlichen konnte. Das ist großartig. Zu den Romanen kann ich wie gesagt wenig sagen, da ich die nicht verfolgt habe. Aber Jason Dark hat damit natürlich die größte und wichtigste Serie dieser Art geschaffen und ich meine auch über die Jahre mehr oder weniger wirklich ganz alleine geschrieben. Und die läuft ja immer noch. Auch als aktuelle Hörspielumsetzung. Davor kann man nur den Hut ziehen.“

Die Hauptperson Björn Hellmark ist im fiktiven „Macabros“-Themenkosmos ein Nachfahre der Einwohner des versunkenen Kontinents Xantilon. „Davon weiß er aber nichts, bis zu dem Tag, da er bei einem Autorennen - er ist eigentlich ein reicher Playboy und Rennfahrer - eigentlich tödlich verunglückt. Er ist aber nicht tot. Ganz im Gegenteil - von dem Moment an besitzt er die Fähigkeit einen Doppelkörper von sich zu erschaffen, der ihm aufs Haar gleicht, allerdings unzerstörbar ist. Dieser Doppelkörper trägt den Namen ‚Macabros‘. Ein Weiser aus Xantilon namens Al Naafur tritt mit ihm in Kontakt und berichtet ihm von Xantilon. Seither ist es Björns Aufgabe, die Überlebenden Xantilons auf der Erde aufzuspüren und vor den schwarzen Priestern jenes Kontinents zu beschützen, die die Welt ins Chaos stürzen und alle rechtschaffenen Bewohner Xantilons vernichten wollen. Grob informiert. Das ist natürlich alles noch deutlich komplexer und baut sich immer weiter auf.“

Allein schon die alten Original-Frontcover von „Macabros“ treffen in Sachen 'Grusel-Fantasy‘ wohl sicherlich den Old School-Geschmack vieler Liebhaber.

Auch Markus findet diese optisch prächtigen Verpackungen absolut großartig, so lässt er verlauten.

„Der Coverkünstler Rudolf Sieber-Lonati zählt auch zu meinen großen Favoriten. Vor allem, weil seine Cover auch wirklich zu den Geschichten passen. Sie zeigen immer Szenen und Personen aus den jeweiligen Romanen. Das ist bei vielen anderen Serien und Künstlern nicht so. Hier passt es und das finde ich toll, weil es auch zeigt, wie ernst man das genommen hat damals.“

So kommen jedoch nicht sämtliche „Macabros“-Neuauflagen mit den alten Originalcovern heraus, wie dazu noch in Erfahrung zu bringen ist.

„Wenn es Bilder von Lonati sind, dann ja. Leider hat er nicht alle Cover gezeichnet. Und manchmal – beispielsweise bei Folge 10 – ist der Künstler überhaupt nicht mehr zu ermitteln. Ergo kann man auch die Bildrechte nicht erwerben. Da bleibt uns dann nichts anders übrig, als ein anderes Motiv zu verwenden. Wir suchen dann im Gesamtwerk Lonatis nach zum Inhalt passenden Motiven.“

Befragt, was ihn so sehr fasziniert an der Arbeit mit dem Thema Hörspiele und auch, was eher angenehme und eher knifflige Aspekte bei seinen Hörspielproduktionen sind, gibt Markus angeregt zu Protokoll:


„Angenehm ist immer das Schreiben der Bücher. Auch die Aufnahmen mit den Sprechern. Das macht jedes Mal eine Menge Spaß. Kniffelig ist dann sicher der Mix und das Sounddesign. Da gelten heute einfach andere Maßstäbe als früher, wo beim Tonstudio Braun beispielsweise in 107 Folgen immer der gleiche Pistolenschuss oder dasselbe Gewitter eingespielt wurde. Was Sound angeht, da musst Du heute richtig klotzen. Und bei einem Hörspiel wie ‚Macabros‘ oder auch bei unserer Serie zu ‚Das schwarze Auge‘ ist das wahnsinnig aufwendig. Fremde Welten, Monster, Dämonen, ständig wechselnde Schauplätze, das ist zeitaufwändig und jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Da hat manche Szene schon mal 150 Spuren oder mehr und man mischt schon mal an drei Minuten Hörspiel eine Woche oder länger. Aber natürlich ist auch genau das wieder spannend und das Salz in der Suppe, so etwas entstehen zu lassen. Und da heute eben nicht mehr wie seinerzeit beim Tonstudio Braun gemeinsam aufgenommen wird, sondern jeder Schauspieler seinen Part alleine spielt, ist es auch immer wieder kniffelig und meine wichtigste Aufgabe als Regisseur, dafür zu sorgen, dass es ich hinterher dennoch wie ein flüssiger Dialog anhört.“

Als Favoriten unter den Sprecherinnen und Sprechern seiner Hörspiele nennt der Mann „alle mit denen ich bisher gearbeitet habe“, und grinst dabei in breiter Manier.

„Nein, im Ernst – ich muss da mal eine Lanze brechen für all die tollen Schauspieler und Sprecher, mit denen ich bis jetzt gearbeitet habe. 99 % sind nicht nur super professionell, sondern haben auch wirklich Freude an der Sache und gehen da mit entsprechender Leidenschaft ran, was mir dann wiederum meine Arbeit auch erleichtert. Ich habe in all der Zeit, die ich nun schon Hörspiele produziere, wirklich kaum mal schlechte Erfahrungen gemacht.“ Und was seinen ganz persönlichen Konsum von Hörspielen anbelangt, erzählt Markus, so hört er eigentlich nur noch die Klassiker.

„Also alles das, was ich auch als Kind schon gern gehört habe. Zum einen, weil ich das ja hauptberuflich mache und wenn Du 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche beruflich mit Hörspiel zu tun hast, dann machst Du in der restlichen Zeit gern auch mal was anderes. Und bei aktuellen Produktionen anderer Anbieter, da kann man irgendwie nicht so als Fan zuhören. Da ertappt man sich immer dabei, da mit dem professionellen Ohr hinzuhören. Also was haben die gemacht, wie haben die das gemacht, was hätte ich da anders gemacht usw. Die alten Klassiker hinterfrage ich nicht, das ist Nostalgie pur und daher höre ich die immer noch sehr gern in meiner Freizeit, im Auto, zum Einschlafen, zum Entspannen.“

Seine abschließende Botschaft lautet daher auch: „Hört mehr Hörspiele! Viele verbinden das immer noch mit ‚Kinderkram‘ und das ist es nicht. Es ist eine eigene Kunstform irgendwo zwischen Hörbuch und Film. Und es lohnt sich, in dieses Genre mal einzutauchen. Es gibt da so wahnsinnig viel mehr als ‚Benjamin Blümchen‘ oder den ‚Drei Fragezeichen‘. Traut Euch!“

© Markus Eck, 10.04.2019

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